In Tahiti geht’s um nichts. Nein, vielleicht um nicht viel. Es ist ja die allerallergroesste aller grossen Staedte, die es in franz. Polynesien gibt und somit auf jeden Fall schon mal ungaublich gross. Dann gibt es ein paar kleine Yachtausruester, die das Zentrum der hiesigen Seglerwelt bilden. Ansonsten wird viel an Moorings gelegen und im Internet gesurft, weil das ist ja so billig und schnell. Und natuerlich ist dann noch der Carrefour, Mekka des europaeischen Konsumkultes. Man kann auch wandern oder surfen.
Aber ich wollte eigentlich ueber Tiere schreiben. Tiere auf Langfahrt. Was kann das den sein ? Fragt sich der aufmerksame Leser. Man oder Fra denkt dabei an Wale, Delfine, Faultiere oder Pinguine. Aber gemeint ist natuerlich das Tier an Bord, womit ich nicht den Skipper meine, wenn er schwitzt wie eine Sau, kopfueber im Motorraum haengend und mit Benzinschlauch in der Hand und Oelfilter zwischen den Zaehnen. Nein, ich moechte heute ueber Haustiere schreiben !
Gerade wenn man Kinder hat, kommt immer frueher oder spaeter die Frage nach dem eigenen Aeffchen aber das ist dann immer so kompliziert mit den Quarantaenevorschriften, gerade wenn man die am Strand einsammelt. Auf der Rancho steht ein Gecko bei den Grossen hoch im Kurs waehrend es bei den Kindern ein Huhn waere, das die Eier fuer den Kaiserschmarrn liefert. Dies sind natuerlich alles praktische Ansaetze, man muss sich aber auch Gedanken ueber die artgerechte Haltung machen. Spaetestens hier scheiden die meisten Mehrzelliger aus, denn welchem hoeher entwickelten Lebewesen wollte man schon eine solche Seereise zumuten ?
Nahrungsbeschaffung ist fuer die segelnde Familie eine anstrengende und zeitraubende Angelegenheit, da will man sich nicht unbedingt Sorgen ueber die Lieblingsspeise der kleinen Salzwasserkrokodile machen muessen, welche die Kinder als Experiment in der Bilge zuechten moechten. Auch ist der durchschnittliche Fahrtensegler ein eher traeges Lebewesen, womit die Verpflegung des idealen Haustieres idealerweise kaum bis keine Zeit beanspruchen sollte. Um hier der Seglergemeinde mal helfend unter die Arme zu greifen mache ich hier eine kleine Liste mit ein paar gesammelten Erfahrungen. Aber keine Angst, viele der Tipps funktionieren genauso in einem Zuhause, das nicht schwimmt !
Wir haben oder hatten in den letzten Wochen mehr oder weniger gute Erfahrungen mit den folgenden Tierarten gemacht. Es sei mir verziehen, nicht die korrekten lateinischen Namen rausgesucht zu haben, das ueberlasse ich dem oben angesprochenen, aufmerksamen Leser:
- Mehlbewohner: Wir haben sie zuallererst in der Getreidemuehle entdeckt, spaeter aber auch bei gekauftem Mehl. Ca. 0.5-1mm lang und roetlich bis hellbraun. Harmlos und geschmacksneutral, wird durch regelmaessige Benutzung der Getreidemuehle und besseres Verpacken von Mehl (in Flaschen) konstant auf maessiger Population gehalten.
- Ruesselkaefer: Zuerst entdeckt in einer noch geschlossenen Nudelpackung aus Gran Canaria. 2-3mm lang, schwarz und sehen aus wie eine Art Baby-Hirschkaefer. Sie haben die Faehigkeit durch Plastikverpackungen zu bohren und lieben Nudeln ueber alles – am allerliebsten Spinat-Lasagne. Werden ausgesiebt oder auch mitgekocht und vom Nudelwasser abgeschoepft. Ebenfalls geschmacks, aber nicht konsistenz-neutral. Geht aber als Pfefferschrot bei den Gaesten durch. Wir probieren zur Zeit eine Uebernahme der Rancho Relaxo durch doppelt-Verpacken in starke Ziploc oder Umfuellen in Flaschen mit grossen Oeffnungen zu verhindern. Lorbeer hilft hier auch.
- Kakerlaken. Wir versuchen seit Spanien welche an Bord anzusiedeln, doch bis auf ein paar Einzelgaenger, die wohl als Botschafter oder Erkunder bei uns an bord schon nach kurzer Zeit verendeten, haben wir bisher leider keine Erfolge aufzuweisen. Es mag an dieser gruenlichen Paste liegen, die wir in den Dunklen Ecken mittels Spritze ausgebracht haben. Es ist ein ausgezeichnetes Lockmittel fuer diese widerstandsfaehigen Alleskoenner (die *richtigen* Kakerlaken koennen fliegen !) allerdings hat es den Nachteil, dass es stark toxisch ist und wir somit einer Besiedelung schon von vorneweg schlechte Chancen gaben. Wir sehen es allerdings als eine Art Darwin-Test und sortieren einfach die nicht-resistenten aus. Wir wollen super-Kakerlaken zuechten, die auch mit diesem Gift zurechtkommen.
- Ratten: Wir hatten einen kurzen Versuch in Galapagos gemacht. Man kann sie ganz leicht an Bord ansiedeln, in dem man einen Kartoffelsack mit Kokosnuessen am fruehen Abend fuer eine halbe Stunde an den Strand legt und dann mittels Dinghy an Bord bringt. Nun hat man im Normalfall eine kleine Population an Bord, welche sich ueblicherweise in den Zwischenwaneden und -decken eine Art Haus mit Tunnelsystem durch die Isolierung frisst und sich hauptsaechlich von gesundem Obst und ungesundem Dacron ernaehrt. Letzteres war dann auch der Grund, weshalb wir heute keine dieser Nager auf der Rancho Relaxo haben. Vermutlich vertragen es die Ratten einfach nicht.
- Kopflaeuse: Haben den Vorteil, dass sie mobil sind und man so nicht nur an Bord von ihnen profitieren kann. Man kann sie ueberallhin mitnehmen und sich an ihrer Gesellschaft erfreuen. Die Capitana hatte nach einigen Tagen aber festgestellt, das dies doch nicht ‘ihre’ Tierart ist und sie mit einer Tinktur und Kamm entfernt. Scheinen einfach unbeliebt zu sein.
- Termiten: Wenn man eine Yacht mit viel schoenem Holz hat, bietet sich diese Tierart an. Sie schicken ihre befluegelten Schwaerme am Abend aus und fallen ueber ihr neues Zuhause regelrecht her. Es ist kein Problem nach nur einem Abend eine dauerhafte Koexistenz mit diesen ueberaus interessanten Tieren zu etablieren. Sie finden in jeder Ritze ein neues Zuhause und umschwirren die stolzen Besitzer der Yacht fortan an diesen lauen Abenden in Polynesien. Wenn man (wie wir) nicht an diesen Tieren interessiert ist, zieht man am besten in einem Notmanoever den Anker aus dem Korallensand, waehrend man bereits mit Vollgas durch das Morringfeld ans Aussenriff fluechtet, wo die Tiere zwar dennoch, aber nicht in derartiger Anzahl anzutreffen sind. Eine endgueltige Entscheidung bezueglich der Aufnahme in unser Privatbiotop haben wir noch nicht gefaellt. Sie moegen Licht, aber keine offenen Flammen wie Bunsenbrenner oder Loetlampen.
- Motten, Ameisen, Mosquitos, Spinnen, Tintenfische und fliegende Fische haben sich nicht bewaehrt bzw. gehalten und Toelpel oder Sturmvoegel waren nett, aber nur kurz an Bord.
- Entenmuscheln und Seepocken konnten wir in der letzten Zeit gut ansiedeln. Hier hilft es, wenn man sich Muehe gibt und versucht, in den ersten eineinhalb Jahren moeglichst 10000 oder 15000 Meilen zu segeln, damit das Antifouling runter ist. Dieses hemmt den natuerlichen Besuchs enorm und sollte am besten mit grobem Schleifpapier entfernt werden, wenn man zum Beispiel eine Moeglichkeit hat, das Schiff trockenfallen zu laessen. Wenn in genuegender Zahl vorhanden, stellt so eine Entenmuschelzucht einen nicht zu verachtende Menge Notproviant dar, waehrend die Seepocken eine Art Schutzschild um den Rumpf bilden.
- Menschen: Haben wir gerne und in zahlreicher Anzahl an Bord. Es haben sich sowohl junge als auch aeltere Exemplare gut bewaehrt. Die beste Unterhaltung hat man, wenn man versucht moeglichst viele verschiedene Kulturen und Nationen im Cockpit oder am Vorschiff zu versammeln. Obwohl wir sehr gute Erfahrungen mit kurzen WG-artigen Experimenten gemacht haben, konnten wir bisher nur vier Menschen dauerhaft auf der Rancho Relaxo ansiedeln. dies wird wohl an der nicht artgerechten Haltung liegen. Wir arbeiten aber weiter daran !