Orion, das neue Jahr und ein neues Kapitel im buch ‘Motorprobleme’

Wenn ich, wie eben gerade, am Bugkorb sitze und mich an die eingerollte Genua lehne, blicke ich genau in das Sternbild Orion. Endlich mal wieder eine relativ klare Nacht. Der Mond beginnt gerade einen neuen Zyklus und liegt mit seiner hauchduennen Sichel relativ genau hinter mir. Die Suvarov wiederum liegt seit ein paar Tagen vor Anker beim Costeau Ressort. Die Suvarov und ich – um genau zu sein. Die Capitana und die zwei kleinen Piraten sind nach einer mehrtaegigen Odysee ueber Nadi und Sydney nun in Buenos Aires angekommen und essen die naechsten Tage ausschliesslich Gegrilltes. Ich bin also alleine an Bord und kann tun und lassen was ich will. Haha.

Der Flughafen in SavusavuGui am check-inViola schaut mal, was die hier fuer schoene Sachen haben.Da kommt die Maschine !Pilot und Co-Pilotauf in's Flugzeugtraurige Gesichterein letzter Blick

Das neue Jahr begann ohne grossen Rummel in Savusavu und nachdem die letzten Tage kaum Wind war und es entsprechend (zu) heiss an Bord wurde, habe ich  – und lustigerweise auch alle anderen deutschsprachigen Schiffe in Savusavu zum Resort verlegt. Hier bummel wir also nun rum, gehen schnorcheln oder schrauben am Schiff.

Ich mache natuerlich eher letzteres und schreibe deshalb auch heute die naechste Folge der Artikelserie ‘Motor ueberhitzt’: Als ich vor zwei Tagen zum Resort getuckert bin hat nach ca. 15 Minuten ploetzlich die Kuehlung unseres Motors voellig ausgesetzt. Ich war schon ein wenig ueberrascht, muss ich sagen ! Dass wir Probleme mit der Kuehlung haben ist ja nichts neues. Aber die prinzipielle Wasserversorgung – sprich die Wasserpumpe – ist bisher noch nie ausgefallen. Gut. Ich mach also den Motor aus, montiere Schlaeuche ab, checke den Impeller, aber alles ist gut. Ich baue wieder alles zusammen und nach zwei Minuten laeuft auch ploetzlich wieder Wasser aus dem Auspuff. Die SY Tamora, die gluecklicherweise gleichzeitig mit mir ausgelaufen war, blieb waehrenddessen neben mir – fuer den Fall, dass ich nicht klarkomme.

Es geht also weiter Richtung Ressort. Wind war noch immer keiner und zum Ziel sind’s auch nur noch ca. 2.5 Meilen, also tucker ich so dahin bis nach fuenf Minuten die Kuehlung abermals aussetzt !???! Was nun ? Geht’s  – oder doch nicht – oder was ? Ich mache also wieder den Schlauch von der Wasserpumpe ab und lenke diesen in eine 5l-Flasche um, starte den Motor: aus der Wasserpumpe kommt nix – aber aus dem Motor gurgelt’s lustig raus und spritzt in den Salon. Fein – -09p* der Salon ist also gespuelt und die Wasserpumpe versagt voellig. Das ist ja mal was neues zum Thema ‘Sauna an Bord’. Waehrend ich so ueber dem Motor gebeugt vor mich hinschwitze, kommt in der Aussenwelt ploetzlich eine Brise auf. Untypischerweise aus NW kommend, blaest mich ein schnell auffrischender Wind an die ca. 0.5 Meilen entfernte Kueste. Waehrend ich mit der Tamora, die schon vorraus gefahren war, nochmal funke setze ich ein Stueck Genua und segle so mal Richtung Ankerplatz, waehrend meine Gedanken weiter um die Wasserpumpe kreisen. Ich rufeabermals Dieter von der Tamora und bitte ihn, mit dem Dinghy bereit zu sein, falls ich beim Ankermanoever Schwierigkeiten habe. Er kommt mir entgegen, waehrend ich langsam, mit 2.5kn in das Ankerfeld, bestehend aus sechs oder sieben Schiffen, gleite. Ich mache den Motor an und fahre in den Wind, lasse den Anker auf 15m fallen und es kommt wieder Wasser aus dem Auspuff.

Alles klar, oder ? Also mal geht’s und mal eben nicht: so einfach ist das !

Damit kann ich mich aber dennoch nicht so richtig zurechtfinden und so hab ich heute mal die folgenden zwei Experimente ausgefuehrt:

Experiment A:

Den abgehenden Schlauch der Wasserpumpe in einen Kanister umleiten und die ausstroemende Menge bei 1400U/min messen.

Ergebnis: 400l/h.  Was genau 50% der erwuenschten Menge entspricht.

Schluss: Die eingebaute Wasserpumpe liefert dieselbe Menge Wasser, die auch im Betrieb ueber den Auspuff ausstroemt. Das Problem liegt also an oder vor der Pumpe.

Experiment B:

Mit einer elektrischen Pumpe den Durchsatz des Bordeinlasses und den eventuellen Widerstand durch den Motor eruieren. Zum Test kommt eine Pumpe von Jabso, Typ: ‘Macerator’. Nenndurchsatz: 46l/m oder mit knapp 2800l/h dreieinhalb mal so stark wie die eingebaute Impellerpumpe. Getestet wird einmal die ausstroemende Menge direkt an der Pumpe, gemessen am Schlauch, der normalerweise die Mot0r-Wasserpumpe versorgt. Und spaeter optisch die ausstroemende Menge am Auspuff.

Ergebnis: Durchsatz ca. 40l/min. (Bei Anschluss an Motor, tritt eindeutig das Mehrfache der ueblichen Kuehlwassermenge am Auspuff aus.)

Schluss: Kein nennenswerter Widerstand vor der Pumpe,  ebenfalls nicht durch den Motor.

Luft im Wasserkreislauf ? Nein.Die elektrische TestpumpeDie vordere Haelfte des Pumpengehaeuses mit Bilgepumpe (ohne Impeller und 'kurzgeschlossen')Der hintere Teil des Pumpengehaeuses mit der Welle

Das Ursache der Ueberhitzung ist also eindeutig die Wasserpumpe, welche zwar deutlich mehr Wasser liefern koennte, aber eben nur 400 statt 800l/h durch den Motor pumpt. Die Impellerpumpe ist direkt an den Motor angebaut und wird durch eine Welle angetrieben. Die Welle hat kein merkliches Spiel und liess sich beim vorsichtigen Versuch mittels Schraubendreher auch nicht drehen, ist also vermutlich intakt. Der Impeller hatte keine Abnutzungsspuren und das Pumpengehaeuse ebenfalls kaum.Da teilweise kein Wasser ausstroemt muss wohl der Impeller durchrutschen bzw. manchmal voellig blockieren. Oder jemand hat die original Wasserpumpe gegen ein identisches Modell mit halber Liefermenge ausgetauscht. Haha.

Also bleibt vorerst nichts anderes uebrig, als mal einen neuen Impeller probieren und evtl. die elektrische Pumpe bei der naechsten Fahrt bereit zu haben.

Ein Wasserflugzeug landet und faehrt kurz danach quer durch den Ankerplatz zum Steg des Ressorts.Yanmar 3QM30H waterpump, side

* eine Ameise verlor eben ihr Leben auf dieser Tastatur. Die Zeichen ‘-09p’ sind eine Art virtuelle Gedenkstaette.

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16 Responses to Orion, das neue Jahr und ein neues Kapitel im buch ‘Motorprobleme’

  1. Pit says:

    Moin Skipper,

    mal zwei Denkanstösse zur Lösung der Kühlwasserproblematik:

    - ist die Passfeder ( in Deinem Manual unter 2-1.2 mit Nr.19 / “key” bezeichnet) noch vorhanden? Ansonsten könnte der Impeller – bei zunehmender Temperatur / Materialausdehnung – beginnen, durchzurutschen.

    - bei Einlaufspuhren an der Platte zwischen Kühlwasser- und Bilgepumpe (2-1.9 / “wear plate”) geht der von der Pumpe aufgebaute Druck teilweise seitlich an den Impeller-Flügeln vorbei. Das verstärkt sich ebenfalls bei zunehmender Temperatur. Hier reichen schon geringe Spaltmasse. Oder ist Deine selbst angefertigte Dichtung hier etwa ein wenig zu dick? – dann hast du das gleiche Problem.

    Ansonsten: sehr schöne und informative Seite!

    Viel Erfolg beim Schrauben und fair winds

    Pit
    SY CASSIGA

    • Moin,

      Ich denke auch, (1) der Kraftschluß durch Welle am Impeller (durch Keil und richtige Impellergröße und -material) muß gegeben sein und (2) der Impeller per se muß “stehen”. Ist das vielleicht ein nicht originaler, stimmen die Bohrungen und Diameter, gibt der “Gummi” mit Erwärmung nach, ist der ermüdet?

      Das Problem nervt selbst mich im kalten Schottland!

      Gutes Neues!

      Christian

      • dafdaf says:

        Moin Christian !

        Danke, dass auch du weiter dranbleibst. Ja – irgendwas hat’s da mit Impeller, Welle oder einrach generell der Wasserpumpe. Wenn ich die Fahrt Rtg. Savusavu geschafft hab, werd’ ich wohl mal die Pumpe komplett abbauen und auch die Welle rausnehmen. Am Dienstag/Mittwoch soll der Wind drehen, dann muss ich sowieso von hier weg.

        Und ich wuerd’ dir gerne ein paar Grad abgeben ! Hier haben wir 34 Grad im Schiff – und das um halb neun Abends, lang nach Sonnenuntergang ! Unglaublich diese Hitze ! Pfuh.

    • dafdaf says:

      Hey Pit !

      Vielen Dank fuer deine Tipps ! Ja, die Passfeder ist drin und sieht ok aus. Dennoch geb’ ich dir voll und ganz recht: Auch ich denke, dass der Impeller durchdreht. Allerdings der Impeller selbst, d.h. die Verbindung zwischen dem Gummie und dem Metall im Inneren des Impellers loest sich (??)

      Das mit den Schleifspruren und Passmassen ist auch so eine Sache: Als wir das Schiff uebernommen haben, lieferte die Pumpe bereits zu wenig Wasser. Damals war zwischen Pumpe und ‘wear plate’ bzw. Pumpendeckel ueberhaupt keine Dichtung drin. Ich hab jetzt jeweils 0.2mm Papierdichtungen reingemacht. – Was eigentlich so korrekt waere.

      • Pit says:

        Moin Skipper,

        ich denke mal, Du bist auf dem richtigen Weg zur Lösung des Kühlwasser-Problems.
        Die Yanmar-Teile-Nr. für den Impeller ist 124223-42092.
        Den solltest Du bei Baobab Marine / Vuda Point Marina , Lautoka bekommen. Sorry – ist auf der anderen Insel, aber vielleicht schaffts Du’s ja da hin.
        Und wenn Du schon einmal dabei bist: die Pumpe gleich komplett überholen, d.h. Nocken/cam und Deckel/wear plate gleich mit tauschen.
        Danach sollte die Pumpe wieder funzen.

        Und hier noch ein link: http://www.noonsite.com/Countries/Fiji/Lautoka?rc=RepairFacilities

        Viel Erfolg und fair winds

        Pit
        SY CASSIGA

        • dafdaf says:

          Hi Pit !

          Danke fuer dein Kommentar ! Die Impeller hab ich inzwischen gefunden und auch bekommen, es gibt hier etliche verschiedene Modelle. Aber fuer die Wasserpumpe hab ich einen neuen aus Lambasa bekommen (Nr: 124223-42092) und fuer die Impeller-Pumpe hatte Baobab Marine einen (Nr: 104211-42071). Nun sind beide Pumpen parallel geschalten, es kommt ca. 650l/h Wasser aus dem Auspuff und bei der letzten Fahrt zum Resort bliebt der Motor auch halbwegs kuehl. – Definitiv ein Teilerfolg. Mehr dazu dann demnaechst in Form eines korrekten Eintrags.

  2. Erich und Erika Suchy says:

    euch Allen ein gutes Neues Jahr und dir im speziellen viel Erfolg beim Lösen der Probleme
    Erich und Erika

  3. Christoph says:

    Hallo und auch von mir noch ein schönes neues Jahr,

    nur mal so als Idee: an der Welle sind auch 1400rpm, wie in diesem Fixit-Dokument spezifiziert? Vielleicht liegt das Problem ja gar nicht in der Pumpe selbst sondern beim Antrieb der Pumpe.

    Viele Grüße,
    Christoph

    • dafdaf says:

      Ich weiss nicht, wieviele U/min die Welle macht, aber es koennte 1:1 mit der Motordrehzahl sein, ja. Die Welle scheint allerdings fest mit dem Motor verbunden zu sein, denn ich konnte sie (wie beschrieben) nicht verdrehen.

  4. Günther says:

    Hey Fiji-Dave: und was passiert wenn du die E-Pumpe auf 800 l/h einregelst und den Motor auf Last betreibst? Wird er dann heiß?

    Spaltverluste sind bei jeder Art von Pumpe ein Thema, guter Hinweis von Pit!

    Wenn gar kein Wasser kommt liegst ev. schon am Antrieb der Pumpe.

    • dafdaf says:

      Das mit der E-Pumpe werde ich wohl probieren (muessen) wenn ich wieder von hier weg will. Nur weiss ich noch nicht, wie ich die regeln soll. Waere aber gut, denn die saugt auch ca. 15A !

      Ich muss nochmal den Impeller checken bzw. schauen, dass ich wo einen neuen finde. Ansonsten bleibt als einziger Ausweg der Gang zu Leon – seines Zeichens Oberschiffsmechaniker hier in Savusavu. Heh. Ob dem was einfaellt ?? Aber ich wollte auf jeden Fall erst mal die Moeglichkeiten eingrenzen und da wir nun bei der Wasserpumpe angelangt sind, denke ich ist das Ziel nahe.

  5. Walter says:

    Bohre ein M5 Gewindeloch 90 degr. zur Passfeder quer durch die Mitte des Impellers und setze den Gummiteil des Impellers mit zwei M5 Senk oder Linsenkopfschrauben auf der Impellerbuchse fest. Dann ein cleanup in der Impellerbuchse damit sie wieder auf die Welle passt. Zusammenbauen und Durchflussmenge überprüfen evtl. wars das. Wenn möglich einen neuen Impeller besorgen. Ab und zu die Schrauben nachziehen, da sie sich möglicherweise lösen. (Locktide ans Gewinde) Ansonsten so schnell wie möglich den Impeller austauschen. Die meisten Impeller haben den Mitnehmer quer durch Gummi- und Buchsenteil, da ist ein Durchrutschen nicht möglich. Der Impeller sieht nicht so aus als hätte er ständig gelaufen. Ich habe aber keine Ahnung wie alt er ist und wie lange er eingebaut ist. Ich hoffe Du hast Werkzeug? In drei bis vier Monaten bin ich auch wieder unterwegs. Gruss an den Electric Dieter. Ihr könnt ja da unten eine Werft aufmachen.
    Gut Wind

    • dafdaf says:

      Guter Tipp, ja !
      Ich muss mal sehen, ob ich das mechanisch hinbekomme. Ist leider alles etwas klein, um da rumzubohren und Gewinde zu schneiden, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert, ja ! Morgen werde ich mich auch mal auf die Suche nach neuen Impellern begeben – obwohl ich die Chancen nicht als besonders gross einschaetze.

      Ich bin in den letzten Wochen mit drei verschiedenen Impellern gefahren und alle haben die gleiche Wassermenge ausgestossen. Irgendwie bin ich skeptisch, dass die Impeller wirklich durchrutschen. Ich vermute also den Fehler doch eher an der Wasserpumpe. Soweit ich das an den Skizzen vom Motor sehen konnte, faellt auch die Welle als Fehlerquelle aus. Tja. Was soll man sagen ?

      Morgen kommt mal die Wasserpumpe ganz raus und wird (buchstaeblich) unter die Lupe genommen !

  6. Bernd says:

    Hi,
    schon mal versucht die Bilgenpupe parallel zur Kühlwasserpumpe zu schalten? Vielleicht reicht es ja bis ein neuer Impeller zu verfügung steht.
    Bernd

    • dafdaf says:

      Das wuerde ich am allerliebsten machen, ja. Aber leider hab ich keinen passenden Impeller. Ich werde morgen mal durch den Ort laufen – aber die Chancen, dass es hier was derartiges gibt sind gleich null…..

      Heute bin ich uebrigens mit einer elektrischen Druckwasserpumpe eine halbe Stunde gefahren und das ging ganz gut. Die Pumpe lieferte nur minimal mehr Wasser, als die eingebaute Impellerpumpe, aber der Motor ueberhitzte NICHT ! – Bis dann nach einer halben Stunde die Pumpe selbst ueberhitzte und ich bei ca. 0,7nm Abstand von der Kueste und auflandigem Wind auf die Impellerpumpe umbauen musste. Zum Glueck klappte alles und die Pumpe funktionierte auch. Heh.