Der Wind nimmt ab und die See beruhigt sich zunehmends. War echt rauh Gestern Nacht. Der Wind pfiff mit 7 Beaufort und wir liefen unter dreifach gereffter Genua mit ca. 7 Knoten schraeg vor dem Wind. Vielleicht besorgen wir uns doch mal ein Windmessgeraet – irgendwie interessiert’s mich danach immer, wieviel Knoten Wind wir wirklich hatten. Ist ja schwer zu schaetzen. Auf jeden Fall weiss ich, dass bei uns das Rigg ab 6 Beaufort zu singen beginnt. Und da wir mit 7 Knoten vor dem Wind liefen, kann man diese also nochmal hinzurechnen. Ueberraschend war aber weniger der Wind, als viel mehr die Wellen, die sich dabei aufbauten. Einige Brecher sind schoen unter uns durchgerollt – ohne dass der Wachhabende einen Spritzer abbekam. Da freue ich mich schon immer sehr ueber unser Mittelcockpit. Wie gross die Wellen sind, ist immer recht schwer abzuschaetzen. Eines faellt mir aber immer wieder auf: Imposant rauschen sie daher, die Brecher kuendigen sich akustisch mit einem Rauschen an, welches in etwa klingt, als wuerde man 100 000 Streichhoelzer gleichzeitig entzuenden. :-) Der Moment, der mir immer etwas Angst macht ist aber eigentlich der, wenn eben ueber den Wellenkamm surft und man dann nach hinten in ein riesiges Wellental runterblickt. Wuerde der Wind nicht von hinten mitschieben denkt man, wuerde das Schiff vielleicht einfach ins Leere fallen.
Wenn der Wind dann vorbei ist freuen wir uns immer sehr ueber unsere stabile Rancho Relaxo of the Seas. Die Luken sind alle 100% dicht – kein Troepfchen Salzwasser im Schiffsinneren. Und die 30 Jahre alte Windfahne steuert die 12 Tonnen Stahl derart souveraen durch die Wellen, das koennte kein Rudergaenger besser. Das ist schon echt sehr beruhigend. Apropos: Zwei an Bord muss man gar nie beruhigen – Bruno und Viola nehmen jede Situation mit voelliger Gelassenheit und liegen z.B. am Cockpitboden und spielen mit Lego oder lesen. Als wir Gestern den gebrochenen Grossbaum fixieren mussten, wobei Gui am Steuer stand und ich am Vorschiff mit der Schwerkraft kaempfte, hat Bruno das Amateurfunkgeraet bedient und der SY Kira unseren Status geschildert. – Das wird mal ein guter Captain ! So. Noch ca. 95 Meilen bis zum Ziel und mit der derzeitigen Geschwindigkeit sollten wir in den fruehen Morgenstunden ankommen. Yay !!!